In Zeiten der Coronakrise nutzen immer mehr Kunden
das Angebot von Verkaufsmobilen. Die Metzgerei Döpfer aus Reinhardshain versorgt den Ostteil des Landkreises mit Fleisch und Wurst.
Mittwochmorgen, kurz nach acht, ist die Welt für Wilfried Jox in
Ordnung. Am alten Bahnhof in Ettingshausen parkt das Verkaufsmobil der Reinhardshainer Metzgerei Döpfer. So wie immer mittwochs, seitdem 2018 der einzige Metzger im Dorf endgültig zusperrte.
Jox, 79 Jahre alt und heute mit "de Enkelche" unterwegs, ist nicht
der einzige, dem der herzhafte Duft nach Geräuchertem in die Nase steigt. Ein halbes Dutzend Kunden stehen in der Wartezone. Die hat sich mit Ausbruch der Corona-Pandemie merklich vergrößert. Der
Mindestabstand von anderthalb Metern wird eingehalten. "Man muss aufpassen", sagt Jox. Der ist sozusagen beruflich vorbelastet, erzählt von seiner Tätigkeit in der "Pharmabranche": Mithilfe
sogenannter Abklatsch- oder Nährbodenstreifen hatten er und seine Kollegen nach mikrobiellen Verunreinigungen auf den Griffen von Einkaufswagen gefahndet. Ist lange her. Welch verheerende Folgen
SARS-CoV-2 einmal haben würde, das hatte sich damals auch Jox nicht vorstellen können. Dass alle Ettingshäuser, vor allem aber die Älteren froh seien, hierbleiben zu können, nicht unter die Leute zu
müssen, berichtet Sabine Marschalek. Der Gang zum Verkaufswagen erspart eben den Gang durch den Supermarkt mit seinen vielen Menschen. "Gerade jetzt weiß man das zu schätzen", stimmt Bernd Dertinger
überein.
Nicole Müller gehört zum Team der Metzgerei Döpfer, deren
Verkaufsmobil mit einem kompletten Sortiment an Hausmacher Fleisch- und Wurstwaren durch ein gutes Dutzend Dörfer tourt. "Seit Corona" registriert Müller eine merklich höhere Kundenzahl. "Viele der
alten Leute trauen sich ja oft nicht mehr fort. Sie freuen sich, dass wir in ihr Dorf kommen." So wie sich Müller - und gewiss auch ihre Kolleginnen - freuen dürften, wenn sie wieder mal die
Dankbarkeit eines der "älteren Leutchen" erfahren.
Quelle: Gießener Allgemeine